22.12.2019

Frohe Festtage, Grüße & ein Dankeschön

Ihr Lieben!
Ruhig ist es bei mir im Dezember und das ganz bewusst, denn das Jahr war anstrengend genug. Ich genieße diese Ruhe und die Adventszeit sehr. Den Duft von Zimt, Orangen und Keksen, bei mir daheim sogar in Form von Duftkerzen. Ich esse ungeniert Lebkuchen und Stollen, ohne großartig auf die etwas kneifende Hose zu achten. Und ich war endlich wieder auf dem Lübecker Weihnachtsmarkt. Wenn auch nur kurz und leider dieses Jahr noch ohne den Genuss von Glühwein und Mutzen aufgrund meiner neuen Beißerchen. Aber schön war es trotzdem. Überall die Lichter in der Stadt, einfach traumhaft.

Boerlinerin Weihnachten 2019 - Holstentor Lübeck

Ein aufregendes und veränderndes 2019 liegt hinter mir. Im Frühjahr der Umzug von Berlin nach Lübeck, Stress und Arbeit pur. Ohne die Hilfe vom Schwiegersohn, der den Wagen fuhr und die angeheuerten Ladehelfer wäre das für mich unmöglich gewesen. Auspacken, wieder einrichten und einleben über den Sommer funktionierte ganz gut. Ich bin selbst erstaunt, wie schnell ich mich hier eingewöhnt habe, aber ich denke, das kommt auch daher, dass ich mich vorher schon einige Zeit mit meinem Umzug bewusst auseinandergesetzt habe und ihn auch wollte. Die Wohnung ist zwar nicht perfekt, aber bei dem heutigen Wohnungsmarkt schon ein bezahlbarer Glücksgriff gewesen. Vielleicht werde ich mich im nächsten Jahrzehnt (wow, das hört sich irgendwie so groß an!) nochmal verändern und bin gespannt, ob mir 2020 die perfekte Wohnung begegnet, wo ich mein restliches Leben verbringen möchte.

Im August/September dann meine unerwartete Gyn-OP mit anschließender zermürbender Wartezeit auf den Befund, ob es nun bösartig oder doch gutartig ist. Gott sei Dank bekam ich einen postiven Bescheid und da ertrugen sich die Nachbehandlungsschmerzen wesentlich leichter. Nächster Kontrolltermin ist im Januar in der Radiologie und im Februar bei meiner Ärztin. Ich hoffe, es ist dann alles in Ordnung. Think postive!

Anfang Oktober stand mein Angstgegner an: Zahnarzt. Ihr glaubt gar nicht, wieviel Panik ich hatte, aber ich habe wirklich eine sehr gute Praxis empfohlen bekommen, die sich mit Angstpatienten auskennt und wo der Patient das Tempo mitbestimmt, wo auch alles genau erklärt und nichts gemacht wird, was man selbst nicht möchte. Ok, dass meine ursprüngliche Zahnärztin dann krank wurde, war nicht vorgesehen. Aber auch ihre Kollegin hat mich sehr gut weiterbehandelt. Einige Sitzungen später mit diversen Abdrücken, Röntgen und Verlust vieler Zähne (autsch, ich sag's euch, das waren wirklich 2 schlimme Wochen!) die 1. Anprobe und ich muss sagen, es war doch ein Schock. Es ist schon etwas anderes, wenn so ein Fremdkörper Teil des Lebens wird. Der Blick in den Spiegel war für mich im ersten Moment niederschmetternd. Ich war mir so fremd. Ich habe seit langer, langer Zeit viele bittere Tränen geweint. An dieser Stelle möchte ich mich bei meiner Tochter von Herzen bedanken, die an meiner Seite war und mich in dem Moment einfach in den Arm genommen hat. Das hat mir sehr geholfen.

Allerdings halfen die Worte der Zahnärztin in dem Augenblick: "Sie werden sich schon daran gewöhnen." nicht viel. Alles in mir sträubte sich gegen das neue Ich, die künstlichen kleinen weißen Scheißerchen, die sich in meinem Mund nun breit machen. Nun gut, jetzt nach 3 Wochen ist es schon leichter. Gewöhnt an die neuen Beißerchen habe ich mich immer noch nicht.

Boerlinerin+Jules - Weihnachten in Lübeck 2019

Aber ja, ich kann wieder lächeln! Und Zähne zeigen, wie man auf dem Foto sieht. Das Provisorium wird mich die nächsten Wochen begleiten, bevor Ende Januar die endgültige Lösung in Angriff genommen wird. Das Essen funktioniert leider noch nicht so hundertprozentig, die Sprache schon eher. Ich bin noch in der Eingewöhnungsphase, aber ich muss gestehen: wenn ich das Foto sehe, dann kann ich schon ganz zufrieden sein. Das Bild entstand als schnelles Selfie an dem Tag, als ich die Neuen bekam und ich unbedingt mein neues "Cheeeese" probieren wollte. Geht doch, oder nicht?! Fortsetzung folgt.

Heute ist also schon der 4. Advent. Ich sitze hier und tippe diese Zeilen und bin dankbar! Ich bin einigermaßen gesund, habe eine kleine neue Wohnung, ein Kind, das in der gleichen Stadt wohnt und das ich regelmäßig sehe, die mich lieb hat und ich sie auch sehr, genügend zu essen und zu trinken, daheim eine Heizung und fließend warmes Wasser, ein kuschliges Bett, Winterjacke und Winterschuhe und auch Luxusgüter wie Smartphone, Smart-TV, Tablet und Kaffeemaschine darf ich mein Eigentum nennen. Ich bin zufrieden. Denn das ist viel, viel mehr, als manche Menschen haben und von sich behaupten können. Ich muss nicht frieren oder hungern, habe Anspruch auf Arztbesuche und mir wird geholfen.

Es macht mich ab und an traurig und teilweise auch wütend, wenn ich mitbekomme, dass immer noch viele Menschen diesen Standard nicht haben in unserer Gesellschaft. Und ja, ich bin eine Derjenigen, die regelmäßig die "Obdachlosenzeitung" kauft, auch mal die Pfandflaschen neben den Mülleimer stellt (traurig genug, dass es Menschen und darunter viele Rentner gibt, die sich ein Zubrot durch Flaschensammeln verdienen müssen!) und meinen Einkaufswagen-Euro in die aufgehaltene Hand des Mannes mit Hund vor dem Supermarkt lege, der sich auf einer dünnen Decke auf dem kalten Boden kauert. Ich habe nicht viel, aber ich gebe gern und von Herzen, wenn ich kann.

Ich bin vor Allem aber auch dankbar für ein kreatives Jahr, tolle, zuverlässige und liebe Probenähmädels, die mich immer konstruktiv unterstützen und helfen, wo es geht! DANKE VIELMALS!
Dankbar auch für so viele nette Kunden, die sich nach meinem Schnittmustern ihre Kleidung nähen und mir positives Feedback geben. Auch hier ein großes DANKE!

Boerlinerin ist ein Mini-Label und wie ihr wisst: ich mache alles allein und so gibt es pro Jahr von mir auch höchstens 4 neue Schnittmuster, mehr schaffe ich nicht. Ob und wie es im nächsten Jahr weitergeht, das mache ich derzeit von meiner gesundheitlichen Situation abhängig, von den Arztterminen, die anstehen. Ich habe noch zwei Projekte hier schlummern, an denen ich immer mal wieder ein paar Stunden arbeite, aber wann ich sie ins Probenähen geben kann, das weiß ich selbst noch nicht.

Aber jetzt möchte ich euch erst einmal ein frohes, besinnliches, friedliches und gesundes Weihnachtsfest wünschen mit ein paar ganz persönlichen Worten.

Ein frohes Weihnachtsfest wünscht Boerlinerin - 2019

Allen da draußen, die irgendwie mit mir verbunden sind, ob nun im realen Leben oder in der Online-Welt, sende ich meine herzliebsten Wünsche und eine große Umarmung mit viel Wärme und Zuneigung. Macht euch schöne Tage, genießt und schlemmt, wenn es möglich ist. Und den Menschen, die gesundheitliche oder familiäre Probleme haben,  wünsche ich viel Kraft, um auch schlimme, traurige Zeiten durchzustehen.

Und ja, es ist auch völlig in Ordnung, wenn Menschen Weihnachten ignorieren, nicht selig träumend unter dem Tannenbaum sitzen möchten, weil es sie traurig macht, weil es Erinnerungen hervorruft, die alles andere als schön sind, weil sie sich an diesen Tagen noch einsamer fühlen, als im Alltag sonst. Ich kann das gut verstehen. Wie auch immer ihr die Festtage verbringt, es soll euch so gut wie möglich damit gehen. Macht einfach nur das, was euch zufrieden und vielleicht auch ein wenig glücklich macht. In diesem Sinne bis ganz bald! Herzliebst eure
Boerlinerin

1 Kommentar:

  1. Sehr bewegt habe ich diesen Bericht gelesen und wünsche für das neue Jahr alles Gute, viele schöne Momente und vor allem: Guten Appetit mit dem neuen Esszimmer! Ich kann das nachvollziehen, eine Weile wird es dauern bis du dich dran gewöhnt hast, bzw. dich damit arrangieren kannst. ABER du wirst wieder gescheit essen können, das ist sehr viel wert! Einige gesundheitliche Probleme, die eine engmaschige Kontrolle erfordern, habe ich auch. Man darf sich dadurch nicht unterkriegen lassen, manchmal vergesse ich es sogar - bis dann wieder nach 3 Monaten der Kontrolltermin ansteht. Nunja - ich wünsche jedenfalls alles, alles Gute für 2020 und vorher ein schönes Weihnachtsfest!!!!

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