26.10.2020

Was ich weiß ist, dass ich nichts weiß!

 Ihr Lieben!

Schon viel zu lange habe ich hier keinen Post veröffentlicht. Hauptsächlich sollte sich der Blog ja um Nähcontent drehen und da gibt es momentan leider von mir einfach nicht viel Neues. Ich bin in einer kreativen Durststrecke angelangt, da ich mich um mich kümmern muss. Einige wissen, dass ich Ende August eine Herzkatheteruntersuchung hatte. Der Befund war ärztlicherseits zufriedenstellend, meine Medikation ist neu eingestellt worden und es kamen zusätzlich Blutverdünner hinzu, da eine Folge des Eingriffs ein Arterienverschluss war. Nun gut, nicht schön, aber kann man mit leben. Und dann ein paar Wochen später die nächste Baustelle, ich wurde operiert und zwar in der Hautklinik. Stationäre Aufnahme am 21.09.2020, die OP war auch erfolgreich, das Karzinom wurde entfernt, die Schnittränder waren sauber und unauffällig, das Bösartige ist an der Stelle zumindest raus. Allerdings waren die gleichzeitig weiter oben am Bein genommenen Proben auch wieder positiv.

               

Mittlerweile sind auch die Fäden gezogen und die Narben heilen ab. Allerdings ist für mich die Angelegenheit noch lange nicht ausgestanden, denn diverse andere Stellen bedürfen der Weiterbehandlung mit chemischer Keule von außen. Ich habe Hautkrebs, und Morbus Bowen. Das ist ein fieses etwas, dieses Bowen-Zeugs, denn unbehandelt kann sich die mit "bösen" Zellen infizierte Stelle schnell in ein bösartiges Karzinom verwandeln, was die Eigenschaft hat, schnell Metastasen zu bilden. Die 5-Jahres-Lebenszeiterwartung liegt dann bei ca. 20-50%. Hätte ich lediglich 2 oder 3 Stellen würde ich sagen, ok, packen wir es an, Augen zu und durch und in 1-2 Monaten ist erstmal alles geregelt. Leider habe ich aber mehr als 15 (!) befallene Areale an Armen und Beinen, wobei evtl. einige auch noch operativ entfernt werden müssen, zumindest die größeren. Auch, um zu sehen, ob diese sich nicht schon unter die oberste Hautschicht ausgebreitet haben und nicht mehr "nur" ein "Bowen" sind, sondern schon ein Karzinom.

Deshalb muss ich die nächsten Wochen täglich in die Tagesklinik zur Behandlung. Tagesklinik ist schon einen Ticken besser, als normale Station, denn ich darf abends nach Hause. Aber mich jeden Tag morgens dort einzufinden, tägliche Visiten und Behandlungen mitmachen zu müssen und zu hoffen, dass sie alle Stellen rechtzeitig erwischen, ist eine extreme psychische Belastung, zumal nicht alle Stellen gleichzeitig behandelt werden dürfen, da sonst - wie sagte es der Arzt - mein Körper vergiftet werden würde. Das wäre ja nun auch eher kontraproduktiv! Ich versuche diese Gedanken zu verdrängen, denn was bringt es?! Trotzdem bin ich irgendwie wie gelähmt, nicht mutlos, aber kraftlos. Ich schaffe meinen Alltag, habe meine Tagesstruktur, kann auch lachen und mich über Kleinigkeiten freuen. Nur die Sorge, die wabert wie eine Wolke über mir, hüllt mich ein wie eine zu schwere Decke und lässt mich nicht los. Da ist derzeit kein Platz für Kreativität, sondern nur noch der Wille, jeden Tag so gut wie möglich hinter mich zu bringen. 

Ich weiß, ich werde das schaffen, denn ich habe schon andere schlimme Zeiten überstanden. Und ich gehe auch ganz offen, wie immer, mit der Situation um. Ich weiß oder eher ich hoffe, ich werde nicht sterben die nächsten Jahre, aber Krebs ist ein Ar***!! Also, was ich weiß ist, dass ich nichts weiß. Ich werde euch berichten, wie es weitergeht. Falls es euch interessiert. Bleibt gesund in diesen eh schon anstrengenden Coronazeiten! Was das wohl noch alles geben wird, weiß auch kein Mensch. AHA ist und bleibt wichtig. Ebenso wie Rücksichtnahme und Respekt gegenüber unseren Mitmenschen. In diesem Sinne grüßt euch eine leicht gestresste

Boerlinerin