16.08.2016

ein klein wenig nostalgisch

Guten Morgen ihr lieben Leser/-innen!
Kennt ihr das? Ein Geräusch, was euch stantepede in die Vergangenheit katapultiert? So ging es mir heute morgen, als ich die Bimmel auf der Straße hörte. Und ich war neugierig, schnell zum Fenster und schauen, was da los ist. Mach ich sonst nicht, aber dieses Geräusch....... Und man soll es nicht glauben, es gibt ihn noch, sogar hier in Berlin. Den Verkaufswagen! Ein kleiner weißer und schon sehr alter Bully, voll beladen mit Obst und Gemüse, Brot und Eiern und anderen Sachen, die man nur im Supermarkt findet. Irre! Und das im Jahr 2016 in einer Großstadt wie Berlin.

Nun ja, in meiner Straße wohnen viele Rentner, die auch nicht mehr so gut laufen können und da diese Personengruppe nicht unbedingt internetaffin ist und ihre Bestellungen beim Discounter online aufgibt, hat sich dieser schlaue Mensch wohl gedacht: wenn sie nicht in den Supermarkt kommen (können), dann kommt der Supermarkt eben zu ihnen. Auf Nachfrage bei der Nachbarin meinte sie, dass dieses Einkaufsvergnügen der besonderen Art jeden Dienstagmorgen stattfindet. Hab ich bisher noch nie mitbekommen. Lustig, dabei wohne ich bereits über 6 Jahre hier in der Straße.

Ich musste heute morgen sofort an den Eiswagen aus meiner Kindheit denken, der im Sommer durch unsere Siedlung fuhr und wir bettelnd zur Mutter liefen, um ein paar Groschen abzustauben für 1 Kugel Eiscreme. Mein Gott, ist das lange her. Aber ich erinnere mich immer noch daran. Die schönen Momente im Leben bleiben bestehen und überdecken schlimme Zeiten. Gott sei Dank ist das so. Eine Art Schutzmechanismus in unserem Gehirn, denn ansonsten würden wir wohl an vielen schlechten Erfahrungen ersticken.

Es gibt so einige Erinnerungen, die haften geblieben sind: Montags war der Friseur zu. Montags hat Muttern Wäsche gewaschen. Samstags wurde das Auto gewaschen und poliert. Immer, jede Woche. Die Bank und auch die Arztpraxis hatte generell am Mittwochnachmittag geschlossen. Der Supermarkt öffnete unter der Woche von 09:00 bis 18:00 Uhr und war am Samstag auch nur bis 13:00 Uhr auf. Der Bäcker lieferte die Brötchen in Leinensäckchen (die musste man vorher dort abgeben und meine Mutter hat 2-3 zum Wechseln selbst genäht) bis an die Haustür am Wochenende - übrigens damals ein absoluter Luxus! Das Telefonieren von zu Hause wurde minutenweise abgerechnet und deshalb durften wir nur sehr selten überhaupt dieses Wählscheibenmonster benutzen. In der Telefonzelle (gibt es eigentlich noch welche??) kostete ein kurzes Gespräch 20 Pfennig. Am Samstagabend durften wir etwas länger aufbleiben und sogar fernsehen, denn es gab um 18:00 Uhr Bonanza. Vor den großen Ferien am letzten Schultag versammelte sich unsere gesamte Grundschule auf dem Pausenhof und hat gesungen (Freude schöner Götter Funken......Anordnung des strengen Rektors, der zu meiner Zeit sogar noch den Rohrstock schwang, auf die Finger und das tat sehr weh!). Ach ja, und da war noch der Kinderwettbewerb aus unserem Block im Frühjahr, wer als Erste schon die Strumpfhosen ablegen und die Kniestrümpfe tragen durfte. Das "Rasen-betreten-Schild" vorm Haus, das der Hausmeister aufgestellt hat. Der Teich hinter dem Haus, wo wir im Winter Schlittschuhlaufen waren. Im Sommer haben wir mit unseren Puppen auf der Decke Vater-Mutter-Kind gespielt. Oder an den Wäschestangen "Bäumchen-Wechsel-dich". Auf der Straße gab es Völkerballschlachten - ich durfte meist nicht mitspielen, ich war zu schlecht und absolut unsportlich. Sonntagvormittag gingen die Männer zum Frühschoppen. Im Sommer war auf der Wiese Rummel und Schützenfest und ab und an kam ein Zirkus. All dies wiederholte sich Jahr um Jahr, als ich Kind war. Und noch so einige Sachen, die nicht so schön waren, die aber nicht hierher gehören. Aber auch die habe ich nicht vergessen!

Woran man sich doch nur aufgrund eines kleinen Geräusches erinnert?! Aber zurück in die Gegenwart. Hier scheint die Sonne bei doch angenehmen Temperaturen. Auf mich wartet ein Berg Arbeit auf dem Schreibtisch und den werde ich jetzt in Angriff nehmen. Ach, eine Kleinigkeit noch: ich grüße meine "kleine" Schwester in der alten Heimat! Hat mich sehr gefreut! Euch Allen einen schicken Tag und wenn ihr euch ebenfalls erinnert: seid nicht so streng mit euch und den Menschen aus der Vergangenheit! Sie wussten es vielleicht nicht besser, entschuldigt aber nicht alles.
Herzliebst eure Boerlinerin!

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